Evangelische Stadtkirche Bad Arolsen

Am 16. August 1735, knapp 16 Jahre nach dem Erlass zur Stadtgründung Arolsens durch Fürst Friedrich Anton Ulrich von Waldeck und Pyrmont, wurde der Grundstein zur Stadtkirche gelegt. Dabei wurden in den Grundstein die Urkunde, eine Bibel, Luthers Katechismus und die Waldecker Kirchenordnung von 1730 und eine Silber- und Goldmünze eingemauert.

Als Baumeister der Stadtkirche wurde Major Julius Ludwig von Rothweil (1676-1750) beauftragt, der auch das Residenzschloss und das Schloss in Weilburg entwarf. Von der Grundsteinlegung 1735 bis zur Einweihung der Kirche durch den Hofprediger Steinmetz vergingen jedoch 52 Jahre. Zwei weitere Baumeister folgten daher und übernahmen der Bauleitung für die Stadtkirche: Franz Friedrich Rothweil (Bauleitung von 1742- 1768) und Johann Matthäus Kitz (Bauleitung von 1768-1788). In der langen Baugeschichte mussten die Arbeiten immer wieder wegen Geldmangels ruhen.

Franz Christoph Steinmetz (1730-1791) unternahm als junger Pfarrer eine Reise nach Frankfurt und rheinabwärts bis nach Holland, um bei den Lutherischen Gemeinden Kollekten für den Kirchenbau in Arolsen zu erbitten. Durch dieses Engagement Steinmetz' konnte am 19. November 1756 - also während der Zeit des Siebenjährigen Krieges - Richtfest gefeiert werden. Dennoch verzögerte sich die Fertigstellung der Kirche auch in den folgenden Jahren immer wieder durch längere Bauunterbrechungen.

Bereits seit November 1769 - nach Einbau und Verglasung der Kirchenfenster - fanden in der noch unfertigen Kirche die Leichenpredigten statt.

1772 wurden die Kirchenglocken gegossen. Schreinermeister J. Wilhelm Kaulbach fertigte 1786-87 Kanzel, Altar, Chorempore und sämtliche Bänke. Der Orgelprospekt von Krau stammt aus dem Jahr 1782.

Am 16. September 1787 wurde die Stadtkirche dann endlich nach einer langen und wechselvollen Baugeschichte eingeweiht.  

Außenbau und Innenraumgestaltung der Stadtkirche Die Kirche ist streng spiegelbildlich angelegt, fast ein Zentralbau, dessen Mitte von einer Taube mit Strahlenkranz an der Decke markiert wird. Im Westen befinden sich der Altarraum mit Kanzel und Empore über Rundbogenarkaden, im Osten die Orgelempore. Der Baustil des Innenraums ist wegen der langen Bauzeit nicht mehr barock, sondern Rokoko. Die beiden kurzen Kreuzarme des Grundrisses fallen kaum auf und lassen so den Raum als rechteckigen Zentralbau erscheinen. Im nördlichen Anbau befinden sich die lose stehenden Stühle für die fürstliche Familie. 

Die Kirche ist anders als üblich nicht geostet, d.h. nach Jerusalem ausgerichtet. Der Altarraum liegt statt dessen im Westen, weil die Kirche am westlichen Ende der Straße, die zum Schloss führt, liegt. Der Turm mit dem Hauptportal sollte dem Residenzschloss zu- und nicht abgewandt sein. Sollte ursprünglich das Schloss die Mitte der Stadt bilden, so ist es heute die Stadtkirche.

Der einheitliche Sandsteinbau hat an allen vier Seiten sich ähnelnde Portale mit zweiflügligen Eichentüren. Hohe Rundbogenfenster ziehen den Blick nach oben zu dem mit Schiefer gedeckten Walmdach bzw. dem Turm mit barocker Turmhaube und der Wetterfahne mit Waldecker Stern und der Jahreszahl 1788. 

Die drei Marmorfiguren des aus Arolsen stammenden klassizistischen Bildhauers Christian Daniel Rauch sind neben den zurückhaltenden, norddeutschen Rokoko-Elementen des Innenraumes der einzige Schmuck. Sie wurden in den Jahren 1842-52 geschaffen und stellen die christlichen Tugenden "Glaube, Liebe, Hoffnung" dar (vgl. 1. Korinther 13,13).

 

Literatur: Heinz Gerlach, Der Kirchenkreis der Twiste, Verlag Lydia Gerlach, Arolsen 1993
Michael Neumann, Die Stadtkirche in Arolsen - Ein Sakralbau als Bestandteil barocker Stadtplanung, Museumshefte Waldeck Frankenberg 14, Arolsen 1996

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