Der Kirchenvorstand ist das oberste Leitungsorgan der Gemeinde. In ihm beraten gewählte und berufene Ehrenamtliche gemeinsam mit Pfarrerinnen und Pfarrern. Sie entscheiden mit: unter anderem über Haushalt, Gebäude, Gestaltung der Gottesdienste, Konfi-Unterricht, über Feste und Personal.
Um die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl im Oktober 2025 zu erleichtern, hat die Landessynode der EKKW folgende Gesetzesänderungen beschlossen:
Berufungen wurden entfristet, die Zahl neu geregelt: In Kirchenvorständen mit bis zu sieben gewählten Mitgliedern dürfen drei weitere Mitglieder berufen werden. In Kirchenvorständen mit acht oder mehr gewählten Mitgliedern darf die Zahl der Berufenen die Hälfte der Zahl der Gewählten nicht überschreiten.
Die Beteiligung von Jugendmitgliedern im Kirchenvorstand ist ausdrücklich gewünscht und jetzt auch rechtlich fixiert: Um jungen und interessierten Gemeindegliedern unter 18 die Mitarbeit im Kirchenvorstand zu ermöglichen, sollen unter den Berufenen zwei Personen im Alter von 14 bis 27 Jahren sein. Stimmberechtigt sind sie ab 18 Jahren.
Anzahl auf Stimmlisten: Um die Wahl zu erleichtern, müssen Stimmlisten in jeder Kirchengemeinde insgesamt nur noch zwei Kandidatinnen bzw. Kandidaten mehr als zu wählende Mitglieder enthalten.
Familienmitglieder: Auch miteinander verwandte Personen können sich zur Wahl stellen beziehungsweise im selben Kirchenvorstand mitwirken.
Hintergrundinformationen
Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehören mehr als 700.000 Menschen in rund 660 Gemeinden an. Das Gebiet der Landeskirche erstreckt sich von Bad Karlshafen im Norden bis zum Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim im Süden, vom Waldecker Upland im Westen bis zum im Freistaat Thüringen gelegenen Kirchenkreis Schmalkalden. Bei der letztem Kirchenvorstandswahl im Jahr 2019 hatten rund 6800 Personen kandidiert. In den Kirchenvorständen wirken seither knapp 3500 gewählte und etwas mehr als 1000 berufene Mitglieder mit. Die Wahlbeteiligung lag bei 24,1 Prozent.
Weitere Informationen zur Kirchenvorstandsarbeit der EKKW, zur aktuellen Kampagne und ihren verschiedenen Motiven sowie Kontakte gibt es auf der Homepage der Landeskirche unter www.ekkw.de/service/kirchenvorstand sowie auf der Webseite zur Wahl www.zeichensetzen2025.de
Rund 250 Jugendliche werden im kommenden Jahr in den Gemeinden des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg konfirmiert. Im wöchentlichen Konfi-Unterricht werden ihnen kirchliche und christliche Themen nähergebracht, sie lernen Schlüsselstellen der Bibel kennen, kirchliche Strukturen und Projekte und sollen sich natürlich gemeinsam weiterentwickeln. Und dann, am Tag der Konfirmation, werden alle zusammen ihren Glauben noch einmal selbst bekräftigen.
Tatsächlich ist die Konfirmation im Zuge der Reformation entstanden. Denn zu dieser Zeit wurde die Kindstaufe in Frage gestellt. Menschen sollten nur getauft werden, wenn sie ihren Glauben selbst bekräftigen konnten.
Vermittler in dem Streit war damals übrigens Landgraf Philipp von Hessen (1504 – 1567). Er setzte sich für die Beibehaltung der Kindstaufe ein und für die Bestätigung des Glaubens bei Heranwachsenden durch die Konfirmation. Und so liegt auch die Geburtsstunde dieser kirchlichen Feier in Hessen, in Ziegenhain. Martin Luther und die Reformation spielen daher, gerade auch für die Konfirmandinnen und Konfirmanden, eine besondere Rolle.
Zum 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017 hatten sich die Wittenberger Protestanten für ihre Konfirmanden ein besonderes Rollenspiel mit viel Aktion und Kommunikation ausgedacht, um so den großen Reformator besser kennenzulernen. In Wittenberg hat Luther schließlich seine 95. Thesen an die Schlosskirche genagelt. Beim aktuellen Lutherspiel gilt es jetzt, mit viel Handel und Geschick, drei Gegenstände zu beschaffen, um Luther aus der Stadt herauszubringen.
An diesem Nachmittag im Kloster Flechtdorf schreiben wir das Jahr 1520 und die Gruppe befindet sich in Wittenberg. 12 Rollen sind fest verteilt; im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg gespielt von Jugendarbeiterinnen und ehrenamtlich Engagierten. Jeder dieser Charaktere kann ein wenig dazu beitragen, die nötigen Utensilien für Luthers Flucht zu bekommen. Es muss gefragt und gehandelt werden, Gerüchte werden aufgenommen, wieder verworfen, man rennt von einer Person zur anderen, und versucht alle Informationen so schnell wie möglich zusammenzubekommen – alles, bis man einen „edlen Wams“, das Schwert und die Reisepapiere für „Junker Jörg“ beisammen hat.
„Zu Beginn ist es ein riesiges Durcheinander“ schmunzelt Jugendarbeiterin Petra Ullrich, „aber nach und nach, klärt sich die Sache auf und die Gegenstände werden gefunden.“
Gesucht wird natürlich nicht einzeln, sondern in kleinen Gruppen.
Der Spaß ist den Konfis letztlich an allen drei Nachmittagen anzusehen. Und es ist eine willkommene Bereicherung des normalen Unterrichts. Spielorte sind neben dem Kloster Flechtdorf auch das Schloss Landau.
Im kommenden Jahr wieder
„Es war natürlich viel Vorbereitung“, bestätigt Jugendarbeiterin Jennifer Höblich aus dem Upland, „aber unser Plan ist, das Rollenspiel auf jeden Fall auch im kommenden Jahr wieder anzubieten.“ Und Petra Ullrich fügt hinzu: „Es ist vom ganzen Team aus der Jugendarbeit des Kirchenkreises eine tolle Gemeinschaftsleistung. Viel zu selten stellen wir alle zusammen etwas auf die Beine.“
Es sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, die diese Partnerschaft über eine Distanz von über 8000 Kilometern ausmachen. Immer wieder gibt es gegenseitige Besuche, die jedes Mal das Verständnis füreinander ein Stückchen wachsen lassen. Im kommenden Jahr sind es 40 Jahre, in denen der Kirchenkreis Twiste-Eisenberg und die namibische Gemeinde Katutura, in einem Stadtteil von Windhoek, ihre Freundschaft leben.
„Und es soll natürlich genauso weitergehen“, sagt Gabi Meier aus dem Partnerschaftsausschuss. Sie ist seit zwölf Jahren dabei und war bereits zwei Mal in Katutura. „Jetzt ist es wichtig, dass wir uns verjüngen und den Weg für die Zukunft ebnen.“
Derzeit sind rund zwölf Menschen im Partnerschaftsausschuss aktiv, viele sind seit Jahrzehnten dabei. „Um frischen Wind reinzubringen, suchen wir jetzt dringend auch jüngere Engagierte, die vielleicht auch wieder ganz andere Aspekte mit einbringen“, hofft Gabi Meier. Matthias Will-Keller fügt hinzu: „Und die sich für einen intensiven Austausch auf Augenhöhe mit der Gemeinde in Namibia interessieren, die sich inspirieren lassen möchten, auch von anderen Lebensmodellen zu lernen.“
Erste Partnerschaft in der EKKW
Die Menschen in Katutura und rund um den Eisenberg waren die ersten Gemeinden in der Landeskirche von Kurhesssen-Waldeck, die eine deutsch-afrikanische Partnerschaft ins Leben gerufen haben. Initiator war der damalige und inzwischen verstorbene Korbacher Dekan Helmut Will, dem Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit immer maßgebliche Werte waren. Heute ist sein Sohn Matthias Will-Keller Vorsitzender des Partnerschaftsausschuss und bereitet derzeit mit einigen anderen Mitgliedern die nächsten Besuche vor.
Im Ausschuss vertreten ist stets auch ein Pfarrer aus dem Kirchenkreis. Das war bis Juni diesen Jahres Christian Röhling aus Willingen. Durch seinen Weggang nach Krefeld ist allerdings eine Lücke entstanden, die nun schnellstmöglich geschlossen werden soll.
Pfarrer Enwood Longwe, seit letztem Jahr in Bad Arolsen, war schon in früheren Stellen in der Partnerschaftsarbeit aktiv und würde diese Aufgabe gern übernehmen. Zudem liegen seine familiären Wurzeln in Afrika.
Kontakt via Zoom
Eigentlich hätte schon in der Corona-Zeit ein Besuch in Namibia angestanden. Leider undenkbar! Aber wie in so vielen gesellschaftlichen Bereichen, wuchs auch zwischen Twiste-Eisenberg und Katutura ein intensiver Kontakt via Zoom. Jin Keudel aus Korbach stellt für diese Treffen ihren Account zur Verfügung und fungiert zugleich gerne als Dolmetscherin vom Deutschen ins Englische.
Geplant werden konnte auf diese Weise auch ganz wunderbar die Reise nach Namibia im Oktober. Auf den Weg machen sich dann die drei Korbacher, Matthias Will-Keller, Reinhard Bohlig und Gabi Meier, um unter anderem die Sonntagsschule einzuweihen, die in den letzten beiden Jahren auch mit Unterstützung aus dem Kirchenkreis Twiste-Eisenberg, erbaut wurde. Sie wird den Namen „Twiste-Eisenberg“ tragen. Die namibische Gemeinde zeigt damit auch, wie wichtig den Christen die Verbundenheit mit dem Waldecker Land ist. „Eine Sonntagsschule mit dem Namen unseres Kirchenreises – das ist für die Menschen dort sicherlich schwierig auszusprechen, aber wir sind schon ein wenig stolz“, freut sich Gabi Meier.
Vieles hat sich in den vergangenen 40 Jahren verändert, es ist ein großes Verstehen füreinander gewachsen, es sind Freundschaften entstanden, die unter anderem auch durch die Corona-Zeit getragen haben. Viele Privatleute haben gerade in dieser Zeit die Gemeinde in Katutura finanziell unterstützt. Immer wieder flossen und fließen Spenden aus privaten Geburtstagsfeiern oder aus Kollekten in die Gemeinde nach Namibia.
Jetzt hoffen alle Beteiligten zunächst auf eine gute Reise im Oktober mit vielen neuen Eindrücken. Gesprochen werden soll dabei natürlich auch über die runde Geburtstagsfeier im kommenden Jahr, zu der eine Delegation aus Namibia anreisen wird. „Und aus jeder Begegnung lernen und verstehen wir ein wenig mehr, auch, wie fröhlich und ausgelassen Gottesdienst gefeiert werden kann und wie viel Freude bei jedem Einzelnen dabei zurückbleibt“, sagt Matthias Will-Keller.
Wer Interesse hat, im Partnerschaftsausschuss des Kirchenkreises mitzuarbeiten ist herzlich willkommen und kann sich gerne telefonische melden bei Gabi Meier, Tel 05631- 4893 oder bei Matthias Will-Keller, Tel: 05631-504298.
Anfang Juli hat sich die Steuerungsgruppe zum Gebäudestrategieprozess im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg zum ersten Mal getroffen. Frau Brinke-Kriebel, was soll dort erarbeitet werden?
Brinke-Kriebel: Da muss ich kurz ausholen: Durch den Rückgang der Mitgliederzahlen, den wir in unserer Landeskirche leider haben, und den damit ganz deutlich werdenden Mittelrückgang, müssen wir uns neu aufstellen und mit den knapper werdenden Mitteln zurechtkommen. Ein großer Teil unseres Geldes fließt in die kirchlichen Gebäude. Und wir haben ziemlich viele davon. Deshalb startet jetzt ein Gebäudestrategieprozess in allen Kirchenkreisen, angestoßen von der Landeskirche.
Die Prognose ist, dass wir Mitte der 30er Jahre nur noch die Hälfte des zur Verfügung stehenden Geldes haben und dass dadurch nur noch etwa 30 Prozent der kircheneigenen Gebäude bezuschusst werden können. Und selbst diese 30 Prozent können nur mit Drittmitteln erhalten werden, also mit Spenden, Fördergeldern u.s.w.
Es bleibt die Frage, was passiert mit den anderen 70 Prozent unserer Gebäude?
Deshalb haben wir nun die Steuerungsgruppe ins Leben gerufen. Das sind zwölf Personen, vier Ehrenamtliche aus den Kooperationsräumen, auch hauptamtliche Pfarrerinnen und Pfarrer, zum Beispiel der Vorsitzende des Bauausschusses, Pfarrer Steffen Blum und natürlich auch Philipp Immel als Kirchenkreisamtsleiter. Philipp Immel hat in seiner Funktion eine wichtige Scharnierfunktion, weil er auch für den Kirchenkreis Eder zuständig ist und dort seit Mai 2023 den Prozess als Pilotprojekt betreut.
Philipp Immel: Und um zusätzliche Perspektiven in die Lenkungsgruppe hineinzubekommen, sind auch inhaltliche Schwerpunkte wichtig. Dafür haben wir Jugendreferentin Petra Ullrich dabei.
Wieviel Zeit hat sich die Steuerungsgruppe gegeben, bis ein Ergebnis vorliegen soll?
Brinke-Kriebel: Auch da gibt es die Vorgabe der Landessynode, die besagt, dass alle Kirchenkreise zum 1. Januar 2026 einen Gebäudeplan erstellt haben müssen.
Wir haben jetzt bei unserem ersten Treffen unseren Zeitplan so gestrickt, dass wir in der Herbstsynode 2025 den Beschluss über den Gebäudeplan treffen wollen.
Immel: Die Prozessarchitektur sieht verschiedene zeitliche Abschnitte vor, die sowohl interne Arbeitsphasen in der Arbeitsgruppe bedeuten, als auch Teilhabefunktionen und Bearbeitungsphasen in den Kirchengemeinden. Es gibt also auch vor Ort genügend Zeit, sich
mit diesem Prozess zu beschäftigen. Jetzt schicken wir aber zunächst Nutzungsabfragen an die einzelnen Gemeinden.
Wenn ich es recht verstehe, gibt es noch keine Kriterien, welche Gebäude gehalten werden können, welche nicht – diese Kriterien sollen jetzt in der Steuerungsgruppe erarbeitet werden?
Immel: Genau! Es ist ein Prozess in den wir verschiedene Schwerpunkte in die Kriterienfindung mit einbeziehen. Dabei handelt es sich nicht nur um harte Fakten, wie Gebäudezustand und Kosten, sondern auch um Nutzungsabfragen, was in unseren Gebäuden passiert. Zudem ziehen wir regionale Faktoren hinzu, wie die Standortfrage, die regionale Verteilung, und eben vermutlich auch inhaltliche Arbeitsschwerpunkte, um so eine breitgefächerte Entscheidungsgrundlage zu bekommen. Wie genau das aussieht, wird die Steuerungsgruppe noch beraten.
Wenn wir über die Gebäude sprechen, Frau
Brinke-Kriebel, sind es nicht nur Gemeinde- und Pfarrhäuser, sondern ebenfalls Kirchen?
Brinke-Kriebel: Gemeindehäuser beispielsweise haben wir schon länger im Blick, hier werden längst schon nicht mehr alle finanziell unterstützt. Das wirklich Neue an diesem aktuellem Prozess ist, dass wir alle Gebäude in den Blick nehmen, auch die Kirchen. Das wird sicherlich noch einmal emotionaler. Weil wir auch noch nicht wirklich Ideen haben, wie man Kirchen anders nutzen soll.
Aber auch bei den Kirchen hatten wir in der Vergangenheit schon einen Prozess, in dem wir sie kategorisiert haben, um dort besser die Zuweisungen zu steuern. Dieses Papier werden wir uns sicher noch einmal anschauen.
Kann man denn einfach Kirchen stilllegen und sich nicht mehr darum kümmern?
Immel: Nein natürlich nicht. So lange die Kirchen im Besitz der Gemeinde sind, besteht u.a. eine Verkehrssicherungspflicht. Man kann das Gebäude nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Aber man kann natürlich die Nutzung und die Ausstattung deutlich herunterfahren.
Das Thema Umnutzung wird ein elementarer Bestandteil des Gebäudeprozesses sein. Das können wir aber auch nicht nur innerkirchlich entscheiden. Wir werden weitere Akteure mit einbeziehen, um zu einer guten Entscheidung zu kommen – sowohl kommunale Vertreter als auch örtliche Vereinsstrukturen spielen dabei eine Rolle.
Schmerzt das als Dekanin, wenn man sich damit auseinandersetzen muss, Kirchengebäude aufzugeben?
Brinke-Kriebel: Das schmerzt mich als Dekanin genauso wie die Menschen vor Ort. Aber ich hoffe sehr, dass wir es schaffen, bei allen Emotionen, zu den bestmöglichen Lösungen zu kommen. Wichtig ist, dass wir uns nicht emotional verkämpfen bei der Entscheidungsfindung.
Ja, und natürlich würden wir am liebsten alles so beibehalten, wie es ist, unsere Gebäude obendrein auch energietechnisch auf den neuesten Stand bringen und so weiter…..
Die Zeichen der Zeit sind aber andere. Darauf müssen wir uns einstellen. Da nutzt es nichts, Fakten beiseite zu schieben. Wir können nur versuchen, das Beste daraus zu machen, denn letztlich misst sich unser Glauben und unsere Stärke nicht an der Anzahl der Gebäude, die wir haben.
Wir müssen diesen schmerzlichen Prozess auch mit einer gewissen Haltung und mit gegenseitigem Respekt gut gestalten.
Es wäre natürlich großartig, und ich könnte es mir auch tatsächlich gut vorstellen, dass sich an manchen Orten vermögende Menschen finden, denen ihre Kirche am Ort so am Herzen liegt, dass sie zum Erhalt des Gebäudes eine Stiftung gründen oder auch Fördervereine unterstützen.
Immel: Bei Gemeindehäusern ist es wichtig, den Blick darauf zu richten, wo funktionieren schon andere Konzepte, wo funktioniert eine Umnutzung von Gebäuden, so wie zum Beispiel in Goddelsheim.
Brinke-Kriebel: In Goddelsheim hat die Kirchengemeinde das Pfarrhaus und das anhängende Gemeindehaus aufgegeben, und kann es an die Kommune abgeben. Die Kirchengemeinde hat sich dann quasi in das neue Gebäude direkt neben der Kirche eingekauft. Es gehört der Kommune und wird als Gemeindezentrum von vielen anderen genutzt.
Immel: Damit dies alles auch vor Ort gelingen kann, sind die Gemeinden nicht auf sich alleine gestellt, sondern wir etablieren Strukturen, damit wir uns gemeinsam als Kirchenkreis auf den Weg begeben können
Inwieweit werden denn auch die Kirchenvorstände vor Ort gefragt?
Immel: Die Lenkungsgruppe ist nicht das Entscheidungsgremium, ob Gebäude verkauft werden. Das ist wichtig. Gebäude sind im Eigentum der Kirchengemeinden. Wir entscheiden nicht über Kirchenvorstände hinweg.
Heißt das, wenn eine Gemeinde ein Gebäude behalten will, geht das auch, sie müssen Sie es dann nur selbst finanzieren?
Brinke-Kriebel: Naja, ganz so einfach ist es nicht. Wenn eine Gemeinde mehrere Gebäude besitzt, muss es eine gemeinsame Prioritätenliste geben. Es kann nicht sein, dass eine Gemeinde all ihr finanzielles Engagement ins Gemeindehaus steckt und erwartet, dass der Kirchenkreis mit den landeskirchlichen Mitteln die Kirche finanziert. Und auch, wenn Mittel vom Kirchenkreis fließen, braucht es obendrein noch Drittmittel und Spenden. Anders ist es nicht zu stemmen. Die kirchlichen Mittel allein reichen nicht aus.
Wieviel Geld fließt derzeit von der Landeskirche in die Gebäude im Kirchenkreis?
Immel: Derzeit stehen rund 800.000 Euro pro Jahr an landeskirchlichen Baumitteln zur Verfügung, und das für 137 Gebäude. Jeder der mit gesundem Menschenverstand diese Zahl liest, weiß, dass es nicht funktionieren kann. Und diese Zuschüsse werden sich in etwa zehn Jahren halbieren.
Brinke-Kriebel: Die Landeskirche hat ja zudem in der Herbstsynode ein Klimaschutzkonzept beschlossen. Darin steht, dass wir bis 2045 unsere Gebäude, die wir dann noch haben, klimaneutral halten müssen.
Die Frage, die sich anschließt: Welchen Einfluss hat das alles letztlich auf das Gemeindeleben vor Ort, wenn es vielleicht kein Gotteshaus mehr gibt?
Brinke-Kriebel: Es ist ja nicht nur der Gebäudeprozess, der uns deutlich macht, dass sich Kirche verändern muss und dass sich die Gemeindearbeit verändern muss. Die Menschen kommen immer weniger zu Gruppen und Kreisen oder auch zum Gottesdienst. Auch da müssen wir ja umdenken und mit unseren Angeboten dahin gehen, wo die Menschen sind.
Immel: Deshalb ist der Gebäudeprozess auch nur ein Teil des landeskirchlichen Reformprozesses, der aber dringend notwendig ist. Kirche muss zukunftsfähig weiterentwickelt werden, auf dem finanziellen Sektor, aber auch im gemeindlichen Sektor.
Befürchten Sie dadurch weitere Kirchenaustritte?
Brinke-Kriebel: Leider ist es ja immer so, dass uns in bestimmten Veränderungsprozessen Menschen verloren gehen. Das tut uns um jeden und jede leid. Aber wir kommen ja genau daher, dass so viele ausgetreten sind und wir deshalb reagieren müssen. Wir haben gar keine andere Chance. Und an manchen Stellen wird das Abgeben von Gebäuden auch als deutliche Entlastung empfunden werden, die freier macht, um neue Ideen umzusetzen.
Immel: Kurzum: Wir müssen jetzt reagieren, dass wir in Zukunft auch wieder frei agieren können.
Herzlichen Dank Ihnen beiden für das offene Gespräch!
Ab 1. Juli wird Christian Röhling in der etwa 3000 Mitglieder starken Gemeinde in Krefeld-Bockum seinen Dienst antreten. Es sei eine lebendige Gemeinde mit vielen unterschiedlichen Gruppen, vielen musikalischen Angeboten und auch mit einer Stelle für Jugendarbeit, wie er sagt. „Und es ist eine Stadtgemeinde und damit auch eine völlig andere Herausforderung. Ich freue mich darauf.“
Alphornmesse ein Highlight
Aber das ist nur die eine Seite: Christian Röhling ist mit den Willingern in all den Jahren fest zusammengewachsen, hat viele Kinder getauft, Konfirmanden begleitet, Paare getraut und natürlich Verstorbene beerdigt. Röhling gehört zur Alphornmesse auf den Ettelsberg wie Siggi von der Heide mit seinem Alphorn – absolut wetterfest, mal mit Sonnenhut, dann mit Regenkapuze. Röhling liebt das Fahrradfahren im Upland, das Joggen im Sommer und den Skilanglauf im Winter.
Sein Großvater hat in den sechziger Jahren ein kleines Haus in Südtirol gebaut – eine perfekte Adresse für Ferienaufenthalte jeder Art. So ist sicherlich die Liebe zu den Bergen entstanden. Das hat auch der damalige Bischof Martin Hein erkannt und den jungen Pfarrer ins Upland entsandt. Als Vikar war Christian Röhling bereits im Waldecker Land, in der Gemeinde Berndorf.
Viele Erinnerungen hat der Theologe im Kopf, wenn er an die vergangenen 18 Jahre denkt. So hat er zusammen mit seinem Team aus den Kitas und dem
Kirchenkreisamt das Kita-Plus-Projekt eingeführt, mit verlängerten Öffnungszeiten, das bis zu Beginn der Corona-Zeit lief und vom Bund unterstützt wurde. Als geschäftsführender Pfarrer war er zuständig für die vier evangelischen Kindertagesstätten im Gesamtverband. In dieser Funktion hat er sicherlich an die 200 Vorstellungsgespräche mit Erzieherinnen und Erziehern geführt und die Kitas sicher durch die Pandemie manövriert. „Wir hatten immer eine super Kooperation mit dem Bürgermeister und der politischen Gemeinde.“
Ein weiteres mutiges Projekt, dass in die Amtszeit Röhlings fällt, ist der Aus- und Umbau des ehemaligen Gemeindezentrums. „Ich habe lange überlegt, wie wir das Haus sanieren können und dafür Partner gesucht. Die Lösung mit dem Pflegehotel und dem Begegnungscafé ist jetzt optimal. Jeder hat dadurch gewonnen“, sagt Röhling. Und eines hat er daraus sicher gelernt: „Man muss einfach mal machen, loslegen und Mut haben. Das wird Kirche in Zukunft ohnehin brauchen.“
Egal ob die Arbeit als Koordinator für die Partnerschaft des Kirchenkreises mit der Gemeinde Katutura in Namibia, die Arbeit im
Kirchenkreisvorstand oder der Schulunterricht an der Uplandschule und die erstmals stattfindenden Fahrten ins Konzentrationslager Buchenwald – das alles hat Zeit und Kraft gekostet.
Unterstützung hat Christian Röhling immer von seiner Familie bekommen, von seiner Frau und den vier Kindern. Das erwähnt er ganz besonders und es ist ihm wichtig. Und so liegt der Umzug nach Krefeld idealerweise in den Sommerferien, so dass alle zum neuen Schuljahr starten können. Die älteste Tochter hat in diesem Jahr ohnehin ihr Abitur gebaut, der Jüngste kommt nach den Ferien in die Schule.
Christian Röhling geht also, wie es immer so schön heißt, mit einem weinenden und einem lachenden Auge. In einem ist er sich ganz sicher: Es wird einen guten Nachfolger geben, der sich genauso auf das Willinger „Bergvolk“ einlässt, wie er es vor 18 Jahren getan hat.
Der offizielle Abschiedsgottesdienst ist am 9. Juni, 16 Uhr, in der Willinger Kirche. Es musizieren die Kantorei und Organistin Christine Wallnau-Toepfer. Dazu sind alle, die möchten, herzlich eingeladen.
Den Schützen hat Christian Röhling versprochen, noch einmal am 6. Juli zum Schützenfest zu predigen – „aber dann ist wirklich Schluss“, lacht er.
Sieben Jahre war die gebürtige Potsdamerin Ansprechpartnerin, wenn es um pädagogische Fragen für die evangelischen Kitas ging, zunächst im
Zweckverband Nordwaldeck, später dann auch für den Zweckverband Eisenberg. Jetzt wechselt Grit Imbeck ihren Job und wurde von den Einrichtungsleitungen sowie wie von Vertreterinnen und Vertretern
aus den Kommunen und Kirchengemeinden und weiteren Gästen herzlich verabschiedet.
Es war ein großer Bahnhof im Bad Arolser Hallerhaus, der zugleich zeigte, dass die 52-Jährige in den beiden Zweckverbänden Spuren hinterlassen hat. „Wir wollen ihre wertvolle Arbeit würdigen und ihr die besten Wünsche mit auf den Weg geben“, sagte Christiane Luckhardt, Geschäftsführerin beider Zweckverbände. „Grit Imbeck hatte immer das Wohl der Kinder und der Gemeinschaft fest im Blick“, bestätigte Luckhardt.
Grit Imbeck war die erste Beauftragte für pädagogische Belange im Zweckverband. „Das hieß auch, dass ich erst mal versuchen musste, die Stelle auszufüllen.
Ich habe sozusagen Pionierarbeit geleistet, einerseits den Kita-Leitungen zur Seite zu stehen, andererseits sie aber auch nicht zu bevormunden und ihnen zu sagen, wie sie zu arbeiten haben“, sagt sie.
Zusammen mit dem ehemaligen Zweckverbands-Geschäftsführer Christian Rehkate hat sie die Kitas zudem sicher durch die Corona-Zeit manövriert, aber
auch zuvor den ersten Kooperationsvertrag mit der Grundschule Volkmarsen entwickelt. In ihre Verantwortung fällt ebenfalls die
Gestaltung der Website des Zweckverbandes Nordwaldeck.
Fast alle Kita-Leiterinnen waren zur Verabschiedung nach Bad Arolsen gekommen, um zu danken. Im Gepäck hatten sie kleine Geschenke und sie werden noch gemeinsam im Rahmen der landeskirchlichen Aktion „700.000 Bäume in sieben Jahren“ im Sinne ihrer ehemaligen pädagogischen Beraterin, im Jubiläumswald einen Baum pflanzen lassen.
Dank kam auch, stellvertretend für seine Kollegen, vom Bad Arolser Bürgermeister Marko Lambion sowie von Sabina Kolcza, aus der Fachberatung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder aus der Landeskirche.
Grit Imbeck wechsel zum 1. Juli als Qualitätsbeauftragte ins Christliche Jugenddorfwerk Deutschland nach Bad Zwesten-Oberurff.
Tatsächlich hat es sich für ihn schon sehr früh herauskristallisiert, der Wunsch, Theologie zu studieren. „Und das, obwohl es bei mir in der Familie weit und breit keinen Pfarrer gibt – alles Handwerker“, sagt er. Aber das Praktikum bei dem Pfarrer in seiner Heimatgemeinde, in der Nähe von Herborn, war entscheidend: „Es hat vom ersten bis zum letzten Tag Spaß gemacht.“
Um gleich im Studium richtig durchstarten zu können, ging der heute 30-Jährige erst mal ein Jahr zur Vorbereitung in ein Seminar in die Lüneburger Heide. Mit den Bescheinigungen zur griechischen, hebräischen und lateinischen Sprache ging‘s schließlich nach Tübingen, später an die Uni nach Marburg.
Nach dem ersten theologischen Examen hat sich Christopher Beer allerdings zunächst zum Bundesfreiwilligendienst gemeldet und ein Jahr bei der Diakonie in Hephata gearbeitet. „Die Arbeit in der Behindertenhilfe hat mir viel bedeutet und es hat mir zugleich gezeigt, dass ich mich auch für eine Kirche einsetzen möchte, in der die diakonische Arbeit eine noch größere Rolle spielt.“
In seiner kleinen Wohnung in der Korbacher Altstadt, genau auf halber Strecke zwischen Nikolai- und Kilianskirche, fühlt er sich
heimisch. „Ich bin hier gut angekommen und gut aufgenommen worden“, sagt der junge Theologe. Korbach habe ein cooles Team an Pfarrerinnen und
Pfarrern, die daran
arbeiten, die einzelnen Bezirke in der Stadt immer stärker zu einer großen Gemeinde zusammenwachsen zu lassen.
War die Aufregung groß vor dem ersten eigenen Gottesdienst? „Natürlich, da ist man schon sehr nervös und ich erinnere mich gut an den Sonntag im vergangenen Oktober, an dem ich gleich zwei Gottesdienste gehalten habe“. Jetzt werde es aber allmählich ein wenig besser mit der Nervosität und auch seine beiden Mentoren, Merle und Steffen Blum, gäben viel Sicherheit.
Angst vor der Zukunft der Kirche und den schwindenden Mitgliederzahlen habe er derweil nicht. „Ich bin ja aus einer Generation von Theologen, die auch Lust haben, etwas zu verändern, vielleicht auch mal neu und anders zu denken“, sagt er. Natürlich müsse man Weichen stellen, Vieles aber auch auf sich zukommen lassen.
Kirchenmusikerin und Organistin in der Nikolaikirche, Petra Bangert, hat in diesem Jahr bereits zum neunten Mal die Konzertreihe „Musik zur Marktzeit“ zusammengestellt. „Wir wollen damit eine schöne Gelegenheit schaffen, gut ins Wochenende zu starten, sich am Samstagvormittag eine kleine Pause zu gönnen.“
Der Kirchenraum biete dafür die beste Voraussetzung, um zu Ruhe zu kommen und der Musik zu lauschen. Und die Besucherzahlen sprächen in jedem Jahr für sich – zwischen 80 und 300 Menschen kommen an den Samstagen zur Marktmusik und danken es gerne auch mit einer Spende. Denn der Eintritt ist frei, aber wer etwas geben möchte, kann dies natürlich gerne am Ausgang tun. Alle Konzerte dauern jeweils etwa eine Dreiviertelstunde.
Jetzt geht es am 7. September weiter mit dem Bläserensemble der Evangelischen Allianz Frankenberg und das Pendant aus dem Waldecker Land, das Eisenberg-Ensemble, gestaltet den Abschluss der diesjährigen "Musik zu Marktzeit" am 5. Oktober.
Die „Matthäus-Passion“ ist Johann Sebastian Bachs monumentalste Oratorienkomposition. Sie erfordert zwei Chöre und zwei Orchester sowie insgesamt sechs Gesangssolisten. Bei der Aufführung am vergangenen Sonntag in der Korbacher Kilianskirche ging man sogar noch einen Schritt weiter, es kamen auch zwei Dirigenten zum Einsatz.
Den ersten Teil leitete die Korbacher Kantorin Ingrid Kammerer, den zweiten ihr Arolser Kollege Jan Knobbe. Das funktionierte auch sehr gut, ohne Bruch zwischen den Teilen I und II der Passion, denn beide sind sich von der Grundeinstellung sehr ähnlich, gemeinsam ist ihnen der Gestus des Zurücktretens hinter dem Werk. Nicht der Interpret steht im Vordergrund, sondern das musikalische Kunstwerk.
Für die „Matthäus-Passion“ hatten sich die Korbacher Kantorei und die Kreiskantorei Eisenberg-Twiste zu einem imposanten Klangkörper vereint. Unterstützt wurden sie partiell noch von Kinder- und Jugendchören aus Korbach, Bad Wildungen und Melsungen. Den Chören kommt in der komplexen Textur von Bachs opus summum eine wichtige Funktion zu. Es gibt reine Chorsätze wie der Anfangs- oder der Schlusschor, kontemplative Choräle und
immer wieder dramatische Interpolationen, mit denen kommentierend oder akklamierend in die laufende Erzählung eingegriffen wird.
Gerade diese Momente stellen eine große Herausforderung dar und erfordern höchste Konzentration und Intonationssicherheit. Die
Leistung beider Kantoreien kann man nur mit dem Attribut „perfekt“ angemessen beschreiben. Hohes persönliches Engagement der Sängerinnen und Sänger sowie eine einjährige intensive Probenarbeit haben eine Einheit geformt, die durchaus professionellen Kriterien gerecht werden kann.
Begleitet wurden die Chöre vom Barockorchester L´Arco aus Hannover, das sensibel die Vorgaben der Dirigenten umsetzte und dessen Mitglieder auch mehrfach in solistischen Aufgaben glänzen konnten.
Das sechsköpfige Solistenensemble zeichnete sich durch einen einheitlich hohen Standard bei seinen Darbietungen aus. Die Arien in der „Matthäus-Passion sind quasi musikalische Gravitationszentren, die den dramatischen Fluss unterbrechen und die Geschehnisse kontemplativ reflektieren.
Dabei gelangen Thomas Riede (Altus) mit der Arie „Können Tränen meiner Wangen“ und Markus Auerbach (Bass) unter anderem in der Arie „Mache dich mein Herze rein“ berührende und ergreifende Momente.
Niels Giebelhausen (Tenor) verlieh dem Part
in der Arie „Mache dich mein Herze rein“ berührende und ergreifende Momente.
Niels Giebelhausen (Tenor) verlieh dem Part
des Evangelisten mit seinem strahlenden und schön timbrierten Tenor eine enorme Präsenz. Er verfügt über ein Spektrum an vokalen Nuancen, die es ihm erlauben, jedem Affekt eine individuelle Färbung zuzuordnen.
Ähnliches gilt für Florian Dengler als Interpret der Christusworte. Er vermochte es überzeugend, seinem ständig zwischen Aufbegehren und Resignation wechselnden Charakter Glaubwürdigkeit und emotionale Tiefe zu verleihen. Die weiteren Solisten, Carmela Konrad (Sopran) und Sebastian Lipp (Tenor), komplettierten ideal das herausragende Ensemble. In kleineren Partien waren auch Chorsolisten zu hören: Merle Ochner (Sopran), Daniela Weltecke (Sopran) und Alexander Reisewitz (Bass).
Auch dies ist ein Indiz für das hohe Leistungsniveau in beiden Kantoreien.
Zusammenfassend bleibt nur, allen an der Aufführung der „Matthäus-Passion“ Beteiligten einen herzlichen Dank zu sagen für zweieinhalb wundervolle und inspirierende Stunden in der Kilianskirche, die jedem, der das Glück hatte dabei sein zu können, dauerhaft in bester Erinnerung bleiben werden.
(Autor: Dr. Hartmut Wecker)
Auch in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) gab und gibt es sexualisierte Gewalt. Die so genannte ForuM-Studie, deren Ergebnisse am 25. Januar vorgestellt wurden, beschreibe und analysiere „das jahrzehntelange institutionelle Versagen“, sagt EKKW-Bischöfin Dr. Beate Hofmann und ergänzt: „Auch unsere Kirche hat versagt und jahrzehntelang nicht auf die Betroffenen und ihr Leid gehört, sondern vor allem die Täter, ihre Familien und das Ansehen unserer Institution im Blick gehabt und falsche Entscheidungen getroffen.“
Für sie als Bischöfin sei es „bedrückend und beschämend, die Ausmaße dieses Versagens zu erkennen“. Zugleich bezeichnet Hofmann es als es gut und wichtig, dass dieses Versagen klar zum Ausdruck komme und untersucht werde. „Wir müssen alles tun, damit denen, die Gewalt erfahren haben und deren Vertrauen missbraucht wurde, zugehört wird, ihr Leid anerkannt und das Unrecht, das ihnen geschehen ist, klar benannt wird“, so die Bischöfin. Sie kündigte an, dass die Landeskirche die Erkenntnisse und Empfehlungen der Studie intensiv studieren und im Dialog mit betroffenen Personen die notwendigen Konsequenzen ziehen werde.
„Wir müssen unser Selbstbild kritisch überprüfen und unsere Abwehrmuster überwinden“, sagt sie. Dabei gelte es vor Augen zu haben: „Gott steht auf der Seite derer, die Gewalt erfahren. Er schützt nicht die, die Gewalt ausüben oder vertuschen.“
Täter und beschuldigte Personen: EKKW hat 34 Fälle für Studie übermittelt
Für die unabhängige Studie des Forschungsverbundes ForuM (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“) hat auch die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ihre Akten (Disziplinarakten sowie alle Personalakten von aktiven Pfarrerinnen und Pfarrern) untersucht und Fallzahlen übermittelt.
Angefordert waren sowohl Verdachts- als auch bestätigte Fälle im Zeitraum 1946 bis 2020, die sexualisierte Gewalt gegenüber Minderjährigen betrafen. Die EKKW hat 34 Fragebögen zu beschuldigten Personen bzw. Tätern gemeldet, darunter sind 22 Pfarrpersonen.
Hinzu kamen 76 Fragebögen zu betroffenen Personen, wobei diese Zahl nicht der tatsächlichen Anzahl der Betroffenen entspricht. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Die EKKW ermutigt betroffene Personen, sich zu melden.
Im Rahmen der Untersuchung kamen weitere Fälle ans Licht, unter anderem mit erwachsenen Personen. Aufgrund der in der Aktenrecherche ermittelten sowie der laufenden und geschätzten Fälle ist nach jetzigem Kenntnisstand von etwa 40 bis 50 Tatpersonen auszugehen.
Aufarbeitung, Prävention, Intervention: Das unternimmt die EKKW
Beim Thema sexualisierte Gewalt verfolgt die EKKW mit Aufarbeitung, Intervention und Prävention mehrere Stränge gleichzeitig.
Kontakt: anerkennungskommission@ekkw.de
Mehr zum Thema sexualisierte Gewalt in der EKKW, zahlreiche Kontaktadressen – darunter auch nicht-kirchliche Anlaufstellen gibt es auf der Homepage der Landeskirche unter www.ekkw.de
Hintergrundinformationen
Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehören mehr als 700.000 Menschen in rund 690 Gemeinden an. Das Gebiet der Landeskirche erstreckt sich von Bad Karlshafen im Norden bis zum Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim im Süden, vom Waldecker Upland im Westen bis zum im Freistaat Thüringen gelegenen Kirchenkreis Schmalkalden.
Eine Weisheit aus seiner ursprünglichen Heimat hat den neuen Pfarrer an der Bad Arolser Stadtkirche sein Leben lang begleitet, beruflich und privat: „Ich bin, weil wir sind; weil wir sind, bin ich“. Enwood Longwe ist ein Teamplayer und er weiß, wie wichtig eine gute Gemeinschaft ist – für alle Beteiligten.
Seit wenigen Wochen wohnt der 62-Jährige in der Barockstadt, zusammen mit seiner Frau Christiane Luckhardt, die bereits im Januar dieses Jahres die Leitung der Zweckverbände Evangelischer Kindertagesstätten Eisenberg und Nordwaldeck übernommen hat. Vielfach ist Enwood Longwe in seinem Leben umgezogen, „Jetzt will ich aber mindestens bis zu meinem Ruhestand hierbleiben“, lacht er zuversichtlich. Und er habe sich sehr bewusst für die Gemeinde in Bad Arolsen entschieden. „Hier gibt es viele engagierte Menschen und sehr viele Aktivitäten. Das hat mich beeindruckt und das konnte ich auch schon in der kurzen Zeit hier erleben.
Es ist eine sehr lebendige Gemeinde.“
Geboren ist Enwood Longwe in Malawi, aufgewachsen in Sambia, studiert hat er zunächst an der Hochschule in Kitale in Kenia. Es war nicht gleich die Theologie, die ihn begeisterte – obwohl sein Großvater, bei dem er bis zum 15. Lebensjahr wohnte, Pfarrer war. In Kitale studierte Longwe zunächst Wirtschaft und stieg anschließend in die Wirtschaftsberatungsfirma seines Vaters ein.
„Nach zwei Jahren war mir klar, ich will etwas ganz anderes tun.“ Und so zog es den jungen Mann an die Katholische Universität nach Wichita, Kansas. Dort studierte er Psychologie, Philosophie und Sport. Die Theologie kam erst im Master dazu. Am Austin Presbyterian Theological Seminary in Texas schloss Longwe das geisteswissenschaftliche Studium mit dem Master of Divinity ab, dem akademischen Abschluss, der in Nordamerika zur Ausübung des Pfarramtes befähigt. Anschließend wurde er in der Presbyterianischen Kirche in den USA ordiniert.
Bereits in Texas hatten sich Christiane Luckhardt und Enwood Longwe kennengelernt.
1993 heirateten die beiden in den USA. Später folgt er seiner Frau nach Deutschland. Um hier Fuß zu fassen, stand zunächst ein Sprachkurs auf dem Programm. Enwood Longwe absolvierte ein Anerkennungsjahr in der Marienkirche in Gelnhausen, um die deutsche Kirche besser kennenzulernen.
In den Folgejahren war er unter anderen Pfarrer im Ehrenamt, war Seelsorger für geflüchtete Menschen, und schließlich Pfarrer im Alten- und Pflegeheim Schloss Meerholz und später in der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar. Jetzt also Bad Arolsen und damit auch der feste Wunsch, weiterhin generationsübergreifend zu arbeiten. „Hier, in Bad Arolsen, gibt es schon so viel in dieser Richtung, da möchte ich weiter anknüpfen.“, sagt der neue Pfarrer. Und noch eines ist ihm ganz wichtig. „Wir müssen in der Gesellschaft wieder stärker wahrnehmen, was die Kirche in Deutschland alles leistet. Das ist großartig und wir alle müssen wieder lernen, es wertzuschätzen.“
Offiziell ins Pfarramt eingeführt wird Enwood Longwe am ersten Advents-Sonntag, 3. Dezember, um 14 Uhr in der Bad Arolser Stadtkirche. In diesem Gottesdienst werden zugleich der ehemalige Pfarrer, Gerhard Lueg, und Küsterin Margret
Büddefeld verabschiedet. Enwood Longwe freut sich über viele Gemeindemitglieder, die er an diesem Termin begrüßen kann.
Der Vasbecker Organist Martin Gerhard kennt „sein“ Instrument so gut wie kaum ein anderer. „Hören Sie? – Das hätte man früher so nicht spielen können“, intoniert er den Anfang eines Stückes und schaut fragend auf. Für einen Laien ist die Beurteilung natürlich schwierig, aber sicher ist: Der Klang ist großartig.
Gereinigt und gestimmt
Im Jahr 2017 begannen die Vasbecker mit dem Sammeln von Spenden für die Orgel: Zunächst wurde nur an eine Grundreinigung des Instruments gedacht. Da nach oben hin alle Pfeifen offen sind, es auch keine Abdeckung gibt, ist das Instrument natürlich auch nicht vor Staub und Dreck geschützt. „Man hat es einfach gehört“, sagt Martin Gerhard. Und da beim Reinigen ohnehin alle Pfeifen in die Hand genommen werden mussten, sollte das Gerät auch gleich nachgestimmt werden. Denn seit jeher ist die alte Vogt-Orgel einen Viertelton zu hoch gestimmt gewesen, was sich besonders schwierig im Zusammenspiel mit dem Posaunenchor erwies. Ganze Stücke mussten angepasst werden, damit im Gottesdienst ein harmonisches Ganzes gehört werden konnte.
„Klar war aber auch von Anfang an, dass jeder Eingriff in das wertvolle Instrument so schonend wie möglich stattfinden muss“, betont Organist Gerhard.
Beauftragt wurde schließlich Orgelbaumeister Peter Kozeluh aus Rotenburg an der Fulda, der sich ans Werk machte, um das Instrument zu sanieren.
Im Laufe der Überlegungen entstand dann aber auch noch ein weiterer Wunsch: Eigentlich sollte der Orgel auch ihr ursprüngliches Gesicht wiedergegeben werden. Denn gebaut wurde sie ursprünglich für die Kirche in Rhena. Als das Vasbecker Gotteshaus allerdings im Jahr 1940 bei einem Bombenangriff samt Orgel total zerstört worden war und die Rhenaer ihr altes Kircheninstrument ohnehin abgeben wollten, kam die Vogt-Orgel an ihren heutigen Platz nach Vasbeck – allerdings musste sie angepasst werden und bekam einen neuen Prospekt.
„Da es aber noch alte Zeichnungen gab, machte sich Schreinermeister Heiko Emde aus Mülhausen ans Werk und gestaltete in liebevoller Kleinarbeit, teils von Hand geschnitzt, für die Orgel den ursprünglichen Prospekt, ein Kunstmaler gab dem Ganzen eine harmonische Farbe.
„Alle haben viele Stunden ehrenamtlich gearbeitet – sonst hätten wir das alles gar nicht bezahlen können“, ist Martin Gerhard stolz. Eine weitere großzügige Spende eines ehemaligen Pfarrers ermöglichte zudem den Bau eines komplett neuen Pedalregisters.
Glücklich schätzen können sich die Vasbecker, dass sie zudem eine stattliche Summe aus dem Kirchenerhaltungsfond der Landeskirche zugesprochen bekamen, und zwar noch einmal genau den Anteil, der an Spenden ohnehin zusammengekommen war.
Viele Spenden zugunsten der Orgel
„Wir sind sehr dankbar für die Großzügigkeit der Spendenden“, sagt Martin Gerhard, der zugleich für den Kirchenvorstand spricht, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist. Denn über mehrere Jahre hinweg wurden Benefizkonzerte zugunsten der Orgel veranstaltet und es gab immer wieder Zuwendungen von verschiedenen Vereinen aus dem Ort und von vielen Einzelpersonen oder Familien. Insgesamt sind somit rund 60.000 Euro zusammengekommen, die in die Generalsanierung der nun prächtigen Vogt-Orgel geflossen sind.
Teamspiele am ersten Tag erleichterten allen das Kennenlernen: Bei dem Baustein "Hope Speech" anstatt "Hate Speech", lernten alle, was man der Hassrede im Internet entgegensetzen kann.
Kommunikation, Spiritualität- und Religionspädagogik, Friedenstifter, Kindeswohlgefährdung und rechtliche Grundlagen der Jugendarbeit waren weitere Themen der Ausbildung. Neu aufgenommen wurde der zudem Baustein "Sexualisierte Gewalt", bei dem es überwiegend um Täterstrategien ging. Ein Referent gestaltete außerdem einen Nachmittag zum Thema Seelsorge.
Viel Input und viel Theorie sollte man meinen. Praxis und das Praktische kamen aber auf keinen Fall zu kurz. Bei einem Lichterpfad konnte Mut erprobt werden. Auch der Begriff „Partizipation“ spielte eine Rolle. Hier wurden Erfahrungen zusammengetragen, wo und wie ich in meiner Gemeinde oder im Kirchenkreis Partizipation erfahre und wie und wo ich mich selbst einbringenkann? Die Jugendlichen planten dazu gezielt Projekte, welche sie demnächst auch umsetzten können.
In der Freizeit ging es vor allem darum, Stärken und Grenzen zu entdecken und auszuprobieren. Während der gesamten Zeit stand das Lernen und Arbeiten im Team im Vordergrund.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement in der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg. Eines haben alle Aktionen gemeinsam: Eine gute Ausbildung der ehrenamtlich arbeitenden Jugendlichen ist eine wichtige Voraussetzung.
Zum Abschluss gestalteten die Teilnehmenden einen Gottesdienst unter dem Thema „Oh Gott“. Auch eine eigens gegründete Juleicaband trat dabei auf.
Nach dem Abschluss dieses Grundkurses können die Jugendlichen die Jugendleiter/innen Card beantragen. Die sogenannte JuleiCa basiert auf bundesweit geltenden Ausbildungsstandards und weist die Jugendlichen als qualifizierte Ehrenamtliche aus.
Die Juleica-Grundausbildung wird auch im nächsten Jahr wieder in den hessischen Osterferien stattfinden. Wer Interesse hat, kann sich schon jetzt informieren bei der Evangelischen Jugend im Gesamtverband Lichtenfels/Eisenberg, Claudia Vach, Tel.: 05636-993875 oder bei der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis Twiste Eisenberg, Petra Ullrich, Tel.: 05691-628258.
Infos auch unter: https://www.ev-jugend-twiste-eisenberg.de
TeilnehmerInnen waren:
Anne Böhle- Massenhausen
Alicia Keller- Mengeringhausen
Theresa Flamme und Lilly Krasel- Rhoden
Noemi Wolke Wilhelmi und Klara Päsler- Twiste
Dana Knipp, Eliana Heinemann- Goddelsheim
Lieke Kroppen, Nicolas Valentin, Anika Pütz, Sarah Sophie Schmid- Korbach
Jason Hock und Jonathan Schad- Bad Arolsen
Emma Lübbert- Medebach
Erzieherinnen und Erzieher waren gekommen, Bürgermeister und Vertreter*innen von Kommunen, Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis – sie alle zeigten, wie wichtig ihnen eine gute Betreuung von Kindern ist. Eingeladen zu diesem Gottesdienst mit dem Motto „Kinder in die Mitte“ in der Korbacher Nikolaikirche hatten Dekanin Eva Brinke-Kriebel und die neue geschäftsführende Pfarrerin der Kita-Zweckverbände Eisenberg und Nordwaldeck, Christiane Luckhardt.
Anfang 2023 wurde im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg ein zweiter Zweckverband für die Kindertagesstätten gegründet, der Zweckverband Eisenberg, in dem die evangelischen Kitas in Korbach, Lichtenfels und Diemelsee unter einem Dach begleitet und verwaltet werden. „Das ist geschehen, weil wir mit dem Zweckverband Nordwaldeck so gute Erfahrungen gemacht haben“, sagte Eva Brinke-Kriebel. Die Nordwaldecker Kitas in evangelischer Trägerschaft wurden bereits 2017 zusammengefügt.
Zweckverbände gründen könne man, und sie hätten sich bereits in der Vergangenheit als Kita-Träger bestens bewährt. Hier könnten Kompetenzen gebündelt werden und Synergien entstehen, betonte die Dekanin.
Eva Brinke-Kriebel dankte in diesem Zusammenhang Claudia Preising vom Kirchenkreisamt für die fundierte Vorbereitung und Koordination in der Steuerungsgruppe.
Im Angebot von evangelischen Kindertagesstätten bilden sich, so die Dekanin, die Grundaufgaben der evangelischen Kirche besonders gut ab. „Hier legen wir den Grundstein, Menschen durchs Leben zu begleiten, und zwar alle Menschen, ohne auf Herkunft, Hautfarbe oder Religion zu achten.“
Die Leitung der evangelischen Kindertagesstätten sei früher „neben der Gemeindearbeit von den Pfarrerinnen und Pfarrern vor Ort geleistet worden“, sagte die Theologin. Dies sei jedoch zunehmend schwieriger geworden: “Die Gesetzeslage ist komplexer geworden und es ist gut, wenn sich ein professionelles Team um die Belange der Kindertagesstätten kümmert“, so Eva Brinke-Kriebel.
Neu hinzugekommen in diesem Team und als Mitarbeiter in der Geschäftsführung sind Alexander Kleffel, der zuvor im
Personalwesen des Kirchenkreisamtes arbeitete sowie die geschäftsführende Pfarrerin Christiane Luckhardt. Beide wurden in dem Gottesdienst in ihre neuen Ämter eingeführt.
In ihrer Predigt betonte Pfarrerin Christiane Luckhardt, wie wichtig es sei, Kinder in die Mitte der Gesellschaft zu holen, ihnen Gehör zu verschaffen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. „Denn Kinder sind es, die uns als Erwachsenen den Weg zu unserem Ursprung zeigen. Vieles, was wir für richtig und wichtig gehalten haben, relativiert sich. Die Wertigkeiten verschieben sich. Fürsorge, Zuwendung und Liebe rücken in den Mittelpunkt. Mit den Kindern und von den Kindern lernen wir, Mensch zu sein; Kind Gottes zu sein.“
Mitgestaltet wurde der Gottesdienst von einigen Erzieherinnen und Vorstandsmitgliedern beider Zweckverbände, von Pfarrer Matthias Westerweg (Twistetal) sowie von Petra Bangert an der Orgel. Das Grußwort im Namen aller anwesenden Bürgermeister und kommunalen Vertretungen sprach Henning Scheele aus Lichtenfels; darauf folgte Uta Landgrebe vom Referat Fachberatung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder.
Bei einem Glas Sekt wurde schließlich auf die Gründung des neuen Zweckverbandes angestoßen, auf eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und auf eine segensreiche Arbeit des neuen geschäftsführenden Vorstandes.
Die Vertreterinnen und Vertreter des Zweckverbandes Eisenberg auf unserem Bild oben im Einzelnen: Petra Kamm, Kirchenvorstand Rhadern; Dr. Beate Schultze, Gemeinde Diemelsee (sie war stellvertretend für Bürgermeister Becker anwesend);
Heinrich Schäfer, Kirchenvorstand Vasbeck; Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler, Kirchenvorstand Korbach; Fritz Willems, Kirchenvorstand Korbach; Sandra Müller, Kirchenvorstand Immighausen; Beate Conradi, Kirchenvorstand Sachsenberg; Friedrich Sauer, Kirchenvorstand Münden; Pfarrerin Christel Wagner, Kirchenvorstand Korbach; Bürgermeister Henning Scheele, Stadt Lichtenfels; Dekanin Eva-Brinke-Kriebel; Alexander Kleffel, Kirchenkreisamt Korbach; Christiane Luckhardt, geschäftsführende Pfarrerin des Zweckverbandes.
Derzeit steht das große Kennenlernen auf dem Programm: Es sind insgesamt 25 Kindertagesstätten mit ihren Teams und Besonderheiten, Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Kommunen und natürlich viele Menschen, die für den reibungslosen Betrieb der evangelischen Kitas sorgen.
Die 58-jährige Christiane Luckhardt ist seit Januar Geschäftsführende Pfarrerin des Zweckverbandes Nordwaldeck und des neu gegründeten Zweckverbandes Eisenberg und damit Chefin aller evangelischen Kitas in diesen Regionen.
Ein ganz schöner Batzen Verantwortung, den die gebürtige Spangenbergerin schultern muss. Dass sie eine echte Teamplayerin ist, hat Christiane Luckhardt in vielen vorangegangenen Positionen unter Beweis gestellt. Nach Studium, einem zweijährigen Aufenthalt in den USA und Vikariatszeit, war sie 17 Jahre als Pfarrerin in Meerholz-Hailer, in der Nähe von Gelnhausen tätig. Dort pflegte sie eine intensive Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendgruppen.
Zuletzt war die Theologin tätig am Evangelischen Studienseminar in Hofgeismar, zehn Jahre für die Vikariatsausbildung. Während der letzten drei Jahre arbeitete sie parallel dazu auf einer Projektstelle zur Interprofessionalität in der Kirche, mit dem Ziel, verschiedene Berufsgruppen zusammenzubringen, Teamarbeit zu fördern.
So ist es eines der Hauptanliegen von Christiane Luckhardt, die Anerkennung und Bestätigung der immens wichtigen Arbeit im frühpädagogischen Bereich zu befördern. Die Pfarrerin möchte darauf aufmerksam machen, dass die Erzieherinnen und Erzieher die bei Weitem größte Berufsgruppe innerhalb der evangelischen Kirche bilden.
„Ich möchte die Erzieherinnen und Erzieher darin bestärken, sich als festen Bestandteil der Mitarbeitenden in der evangelischen Kirche zu verstehen.“
Was im Zweckverband Nordwaldeck schon seit vielen Jahren gut läuft, will Christiane Luckhardt nun auch im neu gegründeten Zweckverband Eisenberg, mit den beteiligten Kommunen, Korbach, Lichtenfels und Diemelsee, umsetzen. Durch den Weggang von Pfarrer Christian Rehkate im vergangenen Jahr, der für die Nordwaldecker Belange zuständig war, wird Christiane Luckhardt nicht nur seinen Part übernehmen, sondern zugleich das Netzwerk für den neuen Zweckverband aufbauen. Ihr zur Seite stehen mit Delia Enderlein und Alexander Kleffel zwei erfahrende Team-Mitglieder im Kirchenkreisamt und mit Grit Imbeck eine pädagogische Fachkraft für den Zweckverband Nordwaldeck.
Für den Zweckverband Eisenberg wird für diese Funktion noch jemand gesucht. „Das gute Zusammenspiel in einem multiprofessionellen Team ist Garant für den Erfolg“, sagt die Theologin.
„Es ist eine elementare Aufgabe von Kirche, Kindergärten zu betreiben“, betont Christiane Luckhardt. Hier könne Kirche bei der Wertevermittlung ansetzen, Religiösität in die frühkindliche Erziehung mit einfließen lassen. „Wir sehen nicht nur Körper und Geist, sondern auch die Seele eines jeden Kindes. Das ist mir sehr wichtig.“
Christiane Luckhardt betrachtet die Kindertagesstätten auch als Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft. „Ich möchte wieder verstärkt Vorlese- und Singpaten finden, Kitas auch ins gemeinschaftliche Leben einer Kommune integrieren, unterschiedliche Generationen zusammenbringen.“
Von Hofgeismar aus pendelt Christiane Luckhardt nach Bad Arolsen und Korbach. Denn als Chefin beider Zweckverbände hat sie Büros in den jeweiligen Städten. Einen engen Draht will sie zu den Kindertagesstätten aufbauen und Netzwerke ausbauen. „Die Gründung von Zweckverbänden ist dafür die richtige Form. So haben alle Beteiligten gemeinsame Ansprechpartnerinnen im Geschäftsführenden Vorstand. Die Entscheidung, die Position der Vorsitzenden mit einer Pfarrerin zu besetzen, gibt die Richtung vor, dass pädagogische und theologische Inhalte immer wieder neu zu verbinden sind.“
Es sind schon ganz besondere Engel, die am Ewigkeitssonntag zu Gast in der Korbacher Johanneskirche waren: schwarz gekleidet, in Kutte und mit Schere und Fön im Gepäck. Die „Barber Angels“, allesamt Friseurinnen und Friseure, die bedürftigen Menschen zu einem neuen Haarschnitt verhelfen.
Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler hatte zusammen mit dem Korbacher Friseur, Mustafa Akbas, den Kontakt zu den Engeln geknüpft. Akbas ist schon seit längerer Zeit bei den „Barber Angels“ aktiv“ und wollte dieses Angebot auch in seine Heimatstadt bringen. Nach mehreren Anläufen hat es endlich geklappt. Sonja Lessing-Rümpler hatte im Vorfeld bei der Korbacher Tafel geworben und bei einigen Familien in der Nachbarschaft, „von denen wir wissen, dass ein normaler Friseurbesuch kaum bezahlbar ist“. Und so kamen Kinder, Erwachsene, gleich welchen Glaubens und egal welcher Herkunft, um in den Genuss eines neuen Haarschnitts zu kommen.
„Es war auch ein Spagat, ausgerechnet zum Ewigkeits – oder Totensonntag, den Termin mit den Barber Angels anzubieten“, sagt die Korbacher Pfarrerin. Sie zog bereits im vorangegangenen Gottesdienst einen gelungenen Bogen zu den „Engeln“ und stellte der Gemeinde diese Initiative vor. Denn geschnitten wurde dort, wo zuvor gebetet und gesungen und an die Verstorbenen erinnert wurde.
Bei einem kurzen Gespräch mit dem Regionalleiter der Barber Angels, „Centurio Freddy“, alias Serdal Aslar aus Kaufungen, wird klar: Diese Friseurinnen und Friseure brennen für das, was sie tun und wissen, wie viel ein frischer Haarschnitt ausmacht, wie viel Selbstsicherheit er geben kann.
„Wir wollen etwas Gutes tun, einen Teil, von dem, was wir können, an bedürftige Menschen weitergeben“, sagt Aslar und man merkt ihm an, wie wichtig ihm dieser Gedanke ist.
„Wissen Sie“, sagt er, „normalerweise unterhält man sich im Salon mit den Kunden über Mode, über das Fernsehprogramm des Abends oder übers Wetter. Wenn wir mit den Barber Angels unterwegs sind, spielen existentielle Dinge eine Rolle: Wohnungs- und Arbeitssuche und Armut.“
Für viele Bedürftige biete der Besuch bei den Barber Angels die Möglichkeit, über sich
selbst zu reden. „Das alles erdet einen“, sagt Aslar. Neues Selbstbewusstsein sei das eine, was ein neuer Haarschnitt hervorbringe, nicht wenige hätten nach dem Friseurbesuch bei den Engeln sogar einen neuen Job gefunden oder die lang ersehnte Wohnung.
Die Initiative zur Gründung der „Barber Angels Brotherhood“ ging von Friseurmeister Claus Niedermaier aus, der im oberschwäbischen Biberach einen eigenen Friseursalon betreibt. Nach einem Fernsehbericht über obdachlose Menschen entwickelte er mit einem befreundeten Kollegen daraufhin das Konzept der Barber Angels und gründete im November 2016 den Klub, der Ende 2017 ein eingetragener Verein wurde.
Weit über 400 Mitglieder hat der Verein in der Zwischenzeit, nicht nur in ganz Deutschland, auch in Österreich, Spanien, Norwegen, den Niederlanden und der Schweiz.
Zu dem Termin in Korbach reisten allein neun Friseurinnen und Friseure und vier Helferinnen an. Den weitesten Weg hatte Kiki aus Hannover, aber auch Kolleginnen aus Hannoversch Münden, Bebra, Grifte oder Fritzlar waren dabei. Sie alle nutzen ihre freien Sonntage, um bedürftigen Menschen die Haare zu schneiden.
Unterstützt wurden sie von Konfirmandinnen und Konfirmanden. Suppe, Brote und Kuchen hatten das Korbacher Restaurant “Ein-Topf“ und die Lichtenfelser Bäckerei von Dirk Weber spendiert. „Ihnen allen sagen wir ganz herzlichen Dank“, betont Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler.
Und auch die Friseure hatten noch kleine Tüten für ihre Kundschaft mitgebracht, mit Schoko-Nikoläusen, Orangen oder auch Shampoo. Dank der Spenden der Vereinsmitglieder ist auch dies möglich. Denn natürlich müssen auch die Haarpflegeprodukte gekauft werden oder die Waschhauben, die die Hygiene sichern. Denn geschnitten wird nicht nur in Kirchengemeinden, die Friseurinnen packen auch in Bahnhofsmissionen ihre Scheren aus.
Damit diese Aktion keine Eintagsfliege bleibt, wollen die „Barber Angels“ im März erneut nach Korbach in die Johanneskirche kommen. „Wir wollen verlässlich sein, und mit den Menschen eine Vertrautheit aufbauen“, sagt Serdal Aslar. Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler betont: „Wir freuen uns, dass wir als evangelische Stadtkirchengemeinde wieder Angebot schaffen konnten, um bedürftige Menschen ein Stück zu begleiten.“