In der Kreissynode gibt es drei neue Gesichter, begrüßt und verpflichtet von Präses Martina Steuber:
Pfarrer im Probedienst (i.P.) Jan Homann (Bad Arolsen)
Pfarrer i.P. Philipp Rennert (Bad Arolsen)
Pfarrerin Bettina Diener (Willingen)
Durch den Weggang von Pfarrer Christian Röhling muss sein Posten im Kirchenkreisvorstand neu besetzt werden.
Dieses Amt übernimmt Pfarrerin Claudia Engler (Diemelstadt).
Sie war zuvor Stellvertreterin für KKV-Mitgled Uwe Jahnke. Diesen Posten übernimmt ab sofort Pfarrer Burkhard Uffelmann (Nieder-Ense).
Neues stellvertretendes Mitglied in der Landessynode wird Stefan Hermann (KV Korbach). Hier hatte Karin Jäger ihr Amt niedergelegt.
Gewählt wurde auch eine neue Stellvertreterin für Fritz Willems im Vorstand des Regionalen Diakonischen Werkes Waldeck-Frankenberg, Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler (Korbach).
Die Synodalen gedachten zudem zweier engagierter Menschen, die in den vergangenen beiden Monaten gestorben sind: Organistin Rita Knobbe (Bad Arolsen) und Pfarrerin i.R. Irene Dittmann-Mékidèche.
Nicht immer leichte Kost ist es für die Synodalen im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg, wenn es um die Weichenstellung kirchlichen Handelns geht. Die aktuelle Lage ist bestimmt von Reformen und Veränderungen, die sich dennoch stets an der christlichen Botschaft orientieren. In gewohnt souveräner Art führte Präses Martina Steuber durch die Synode, Dekanin Eva Brinke-Kriebel gab ihren detaillierten Bericht aus dem Kirchenkreis.
Ein Prozess, der Kirchenkreis und Gemeinden gleichermaßen beschäftigt ist der Gebäudestrategieprozess, der im Frühjahr 2024 gestartet ist und in dem alle Kirchenvorstände ihre Gebäude auf Herz und Nieren überprüfen müssen. Dazu informierte ein weiteres Mal Kirchenkreisamtsleiter Philipp Immel: „Die Prognose ist, dass wir Mitte der 30er Jahre nur noch die Hälfte des zur Verfügung stehenden Geldes haben und dass dadurch nur noch etwa 30 Prozent der kircheneigenen Gebäude bezuschusst werden können."
Deshalb müsse nun genau geschaut werden, von welchen Gebäuden sich Gemeinden verabschieden, welche veräußert werden können und welche vielleicht in Kooperation mit Kommunen weiter genutzt werden können. Zur Entscheidungsfindung unterstützt hier eine Steuerungsgruppe auf Ebene des Kirchenkreises.
Philipp Immel: „Das ist sicherlich ein schmerzlicher Prozess, er kann aber auch befreiend sein und eine Last von den Schultern vieler Kirchenvorstände nehmen, die sich dann letztlich wieder um andere, inhaltliche Fragen kümmern können.“
Ein weiterer Prozess, an dem im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg derzeit gearbeitet wird, ist der neue Pfarrstellenplan, der in 2026 in Kraft tritt, wie Dekanin Eva Brinke-Kriebel in ihrem Bericht betonte. Der aktuelle Pfarrstellenplan endet in 2025 und beinhaltet 23,5 Pfarrstellen.
Auch hier müsse künftig noch einmal heruntergeschraubt werden, da mit einem weiteren Rückgang der Gemeindemitglieder gerechnet werden müsse. Der Stellenplan bis ins Jahr 2031 wird dann voraussichtlich 19 Pfarrstellen beinhalten.
Hier ist eine Arbeitsgruppe damit betraut, in der nächsten Synode einen ersten Entwurf vorzulegen. Mit einberechnet werden muss auch, dass in den Jahren 2026 bis 2031 neun Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis in den Ruhestand gehen. Weil hier der Nachwuchs fehle, könne es problematisch werden, diese frei werdenden Stellen neu zu besetzen, wie die Dekanin prognostiziert.
Weiteres wichtiges Thema im kommenden Jahr ist die Kirchenvorstandswahl am 26. Oktober 2025. Die Vorbereitungen seien hierzu angelaufen, natürlich auf Landekirchensebene , aber auch im Kirchenkreis. „Wir haben ein Team zusammengestellt, das hier vor Ort die Wahl begleiten wird“, betont die Dekanin.
Propst Dr. Volker Mantey erklärt den Synodalen anschaulich, wie eine "kasualorientierte" Kirche aussehen könnte, was sie zu leisten imstande wäre, welche Schwierigkeiten sie aber auch mitbrächte. Foto: Kleine
Über eine künftig stärker „kasualorientierte Kirche“ informierte Propst Dr. Volker Mantey die Synodalen des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg. Was sich zunächst im Vokabular der Kirche kompliziert anhört, ist letztlich recht einfach zu umschreiben: Wie kann evangelische Kirche in der Zukunft noch einladender werden?
Was Kasualien sind? Es sind Gottesdienste mit besonderer Bedeutung im Leben der Menschen, wie Taufe, Konfirmation Trauung und Beerdigung. Aber was in früheren Generationen noch selbstverständlich war, kann man heute nicht mehr unbedingt voraussetzen. „Manche Menschen wissen nicht mehr, dass Taufe etwas mit Religion oder mit Kirche zu tun hat“, sagt der Propst.
Es werden weniger Kinder getauft, weniger Paare kirchlich getraut und auch bei Beerdigungen wird häufiger der freie, konfessionslose Redner gebucht, weil der Verstorbene nicht mehr in der Kirche war. Möglicherweise hätten die Angehörigen aber viel lieber eine christliche Trauerfeier. „Darüber müssen wir dringend nachdenken. Denn natürlich sind wir in diesen Bereichen in der Regel besser aufgestellt, besser ausgebildet, auch in der seelsorgerischen Arbeit“, ist sich Dr. Mantey sicher. „Wir müssen es stärker kommunizieren.“
Alles in allem werden die Wünsche der Kirchenmitglieder differenzierter und individueller: Hochzeiten und Taufen an
besonderen Orten sind keine Seltenheit, erforderten dadurch aber auch zeitintensivere Vorbereitungen. „Das machen wir alles gern. Das können wir gut. Aber wir sollten auch versuchen, das Evangelium ressourcenorientierter an den Mann und an die Frau zu bringen“, sagt Dr. Volker Mantey.
Und genau damit beschäftigt sich die „Liturgische Kammer“ der Landeskirche in Kurhessen-Waldeck. Sie entwickelt Strategien, unter anderem um Gottesdienstabläufe zeitgemäßer zu gestalten und trotz größer werdender Gemeinden mit weniger Pfarrpersonen, den Wünschen der Mitglieder nach Segen gerecht zu werden.
Eine Überlegung dabei sei, so Dr. Mantey, dass möglicherweise nicht mehr jeder Gemeindepfarrer, jede Pfarrerin alles im Angebot hat. Vielleicht gebe es in Zukunft eher einen Hochzeitspfarrer oder einen Taufpfarrer, eben genau diejenigen Personen, die diese Gottesdienste besonders schön gestalten können. Vielleicht könne eine Kirche, die besonders beliebt bei Brautpaaren ist, zur Hochzeitskirche werden.
Auch die Gründung einer Kasualagentur könne laut Mantey und den Überlegungen der Arbeitsgruppe hilfreich sein.
Eine Agentur, in der es rund um die Uhr einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin gebe, um Lösungen zu finden.
„Wir müssen uns immer wieder fragen: Was wollen die Leute von Kirche? Welche Bedürfnisse haben sie? Da müssen wir ganz genau hinschauen, wie unser Inhalt, das Evangelium, am besten den Weg zu den Menschen findet. Wir können versuchen, individuelle Wünsche mit unseren Angeboten kompatibel zu machen“, sagt Dr. Mantey.
Die Synodalen aus dem Kirchenkreis Twiste-Eisenberg hörten dem Propst aufmerksam zu. Und natürlich ging es in seiner Präsentation auch ums Geld. Was kostet eine Hochzeit für ein Paar in der Kirche, wenn die Brautleute keine Mitglieder sind? Darf diesen Menschen der Segen verwehrt werden, obwohl sie vielleicht christlich getauft sind?
Das alles seien spannende Fragen, die gerade in einer sich verändernden Kirche diskutiert werden müssten, so Mantey. Der Propst brachte auf jeden Fall bei den Synodalen gedanklich einen Stein ins Rollen, wie neben vielen anderen angestoßenen Reformen auch in diesem Bereich Kirche fit für die Zukunft gemacht werden kann.
Wie wichtig Kirche auch weiterhin in der Gesellschaft ist, verdeutlichte Dekanin Eva Brinke-Kriebel in ihrem Bericht zum Auftakt der Herbstsynode des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg: „Der Glaube an den liebenden Gott lässt uns Verantwortung übernehmen für unsere gesellschaftlichen und demokratischen Werte.“
Eva Brinke-Kriebel rief dazu auf, die Stimme zu erheben und sich für ein gesellschaftliches Klima der Menschlichkeit und der Solidarität einzusetzen, auch und besonders, wenn es um Geflüchtete gehe. Zudem solle Kirche immer wieder einladen, für den Frieden zu beten. „Gerade die Ereignisse in Israel bieten einen erschreckenden Anlass dafür.“ Auch hierzulande werde es zunehmend wichtiger, Antisemitismus und jeder Form von Diskriminierung entgegenzutreten.
Kirche werde zwar in der Gesellschaft zunehmend wichtiger, sagte die Dekanin, und doch sei der Mitgliederschwund kaum aufzuhalten. „Die finanziellen Auswirkungen sind spürbar und wir geraten in Zugzwang, tatsächlich etwas zu ändern“, betont die Dekanin. Gefragt seien hierbei Phantasie und Mut und vor allem Kooperationen bei der Gebäudenutzung. Dabei müssten alle
Gebäudekategorien in den Blick genommen werden: Kirchen, Gemeindehäuser, Kitas und Pfarrhäuser.
Sorgenvoll blickt Eva Brinke-Kriebel auch auf den mangelnden Nachwuchs an jungen Pfarrerinnen und Pfarrern: „Vakanzen werden zunehmen, Pfarrstellen, werden nicht mehr zu besetzen sein.“ Lösungen seien Gemeindekooperationen, denn „nicht alles muss und kann überall stattfinden. Manchmal ist es auch gut in den Nachbarort zu gehen“, sagt sie.
Was sich personell getan hat in den vergangenen Monaten?
Am 1. November startet Philipp Immel, der neue Leiter des Kirchenkreisamtes, seinen Dienst. Er folgt auf Bernd Merhof, der im Juli verabschiedet wurde. Nach seinem Weggang hatte die stellvertretende Leiterin, Claudia Preising, die Führungsrolle übernommen.
Jan Knobbe ist seit April Kantor für Popularmusik in der Region West mit den Kirchenkreisen Eder, Kirchhain, Marburg und Twiste-Eisenberg. Er wird am 10. November, 19 Uhr, in der Stadtkirche in Bad Arolsen in
sein Amt eingeführt.
Eine weitere Amtseinführung gibt es am 3. Dezember, ebenfalls in Bad Arolsen: Mit Enwood Longwe wird die halbe Pfarrstelle neu besetzt, die volle Stelle bleibt vorerst vakant, Interessenten gebe es allerdings in dem aktuellen Vikars-Jahrgang, der im Juni kommenden Jahres die Prüfungen ablegt.
Die Dekanin begrüßte zudem im Rahmen der Herbstsynode Christopher Beer, den neuen Vikar in der Stadtkirchengemeinde Korbach.
Zu guter Letzt dankte Eva Brinke-Kriebel für „alles Engagement“ in der Kirche, auch wenn es die Entwicklungen nicht gerade leicht machen würden. Umso wichtiger sei es, Kraft und Mut zu schöpfen in den gemeinsamen Gottesdiensten, „so dass wir als Christen ein Segen bleiben können für die Menschen und für die Gesellschaft, in der wir leben.“
In einem Grußwort zu Beginn der Synode hatte der Bad Arolser Bürgermeister, Marko Lambion, die gute Zusammenarbeit von Kirche und Kommune in den Mittelpunkt gestellt. „Wir haben schon viel gemeinsam bewegt und ich freue mich, wenn wir den eingeschlagenen Weg zusammen fortsetzen.“
Ein Bild zur Lage der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck zeichnete Propst Dr. Volker Mantey in der Synode des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg. Nüchtern, ohne die Situation schön zu reden, aber dennoch als sehr hoffnungsvoll, beurteilte der Theologe die Lage.
Sinkende Mitgliederzahlen, geringere Einnahmen, fehlendes Pfarrpersonal – das sei eine Entwicklung, der nur begrenzt entgegengesteuert werden könne und zwar am besten mit Modellen vor Ort. „Entwickeln Sie Ideen, wie Menschen gewonnen werden können, die keine Mitgliedschaft auf der Steuerkarte stehen haben“, ermunterte er die Vertreterinnen und Vertreter aus den Gemeinden des Kirchenkreises. „Wir müssen neue Formen von Zugehörigkeit zur Kirche finden.“
Auch fehlendes Pfarrpersonal ließe sich nicht wegdiskutieren, sei ein Fakt, mit dem man leben müsse.
So seien in der Zukunft auch Regionalstellen für Pfarrerinnen und Pfarrer denkbar. Dr. Volker Mantey appellierte vor allem an die Theologinnen und Theologen: „Betrachten
Sie ihre Gottesdienstpläne nicht mehr quantitativ sondern qualitativ. Gehen Sie von Haus zu Haus und fragen Sie, was die Menschen von Gottesdiensten erwarten.“
Die christliche Botschaft wieder zu den Menschen bringen und nicht erwarten, dass alle selbstverständlich in die Kirchen kommen, das sei das Gebot der Stunde. „Wir müssen wieder herausgehen und von uns erzählen.“ Hier liege eine große Chance für die Kirche der Zukunft. „So lange wir das Evangelium in seinen vielfältigen Formen zeigen, lebt auch diese Kirche weiter“, stimmte der Propst seine Zuhörer hoffnungsvoll.
Die Synodalen dankten Dr. Mantey für seine klaren Worte, gaben ihm zugleich Anregungen mit auf dem Weg, um Bürokratien abzubauen und somit Kosten zu sparen.
In der Synode des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg wurde einstimmig das Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt angenommen.
Das bedeutet, dass sich der Kirchenkreis mit all seinen Gemeinden ab sofort verpflichtet, Vorsorge zu treffen, damit potentielle Täter oder Täterinnen keine Chance haben, hier haupt- oder ehrenamtlich zu arbeiten (wir berichteten bereits im Vorfeld der Synode).
Das Schutzkonzept beinhaltet unter anderem, Räume von kirchlichen Einrichtungen einsehbarer und heller zu gestalten oder Gesprächssituationen jederzeit für Dritte offen zu halten. Die Vorlage eines Erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses für die Mitarbeitenden, die mit Kindern und Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen arbeiten, wird zur Pflicht, genauso wie die Zustimmung zu einem Verhaltenskodex.
Das Schutzkonzept beinhaltet zudem klare Handlungsanweisungen, falls ein Verdacht besteht.
In der Synode wurde das Konzept und dessen Erarbeitung von den beiden Jugendarbeiterinnen und Multiplikatorinnen, Claudia Vach und Petra Ullrich, vorgestellt und erläutert.